Wer heute die oft kilometerweit klingenden, eigenartig - schwermütigen Klänge eines Alphorns in unserer Allgäuer Bergwelt zu hören bekommt, glaubt nicht das diese Töne die Mensch und Tier gleichermaßen anzieht für viele Jahre im Allgäu nicht zu hören war.Man weiß heute nicht mehr genau wie und bis zu welchem Zeitpunkt das Alphorn im Allgäu gebräuchlich war. Daß das Alphorn aber als Hirteninstrument zum Hütteninventar der Allgäuer Sennhütten und Almen gehörte, erklärt sich schon aus der Tatsache, daß im Allgäu wie in der Schweiz hauptsächlich Männer als Hirten auf den Alpen waren, die sich dieses Instrument zum Zusammenrufen ihrer Herde selbst anfertigten. Man spricht hier von sogenannten Männeralpen, während in Oberbayern und im Salzburgischen die sogenannten Weiberalpen vorherrschten und diese sich eben durch Dirndlgesang, Jodeln und Juchz-schreie von Alm zu Alm verständigten. Als Herkunftsbeweis läßt sich auch ein Altarbild in der abgelegenen kleinen Bergkapelle in Rohrmoos bei Tiefenbach anführen. Hier sieht man in einer Anbetungsszene aus dem Jahre 1568 einen Hirten der auf einem langgestreckten Alphorn bläst am Fuße eines Berges der dem Grünten ähnlich ist. Auch ein Brief von 1598 den der Herzog Wilhelm V. von Bayern an Graf Eielfriedrich von Hohenzollern richtete belegt daß im Allgäu zu dieser Zeit Alphorn geblasen wurde. Er bittet nämlich den Grafen um einen tüchtigen Schäfer samt Schäferjungen und bemerkt dazu:
“.....Es sollen auch die Schäfer eine gutte anzall rollen oder glockhen, den schafen anzuhengen, neben anderem instrument mehr, die bey uns etwan nit breichig, mit sich bringen, also auch einen hierten oder zuhelfer, welcher das Algeyerhorn gar wohl blasen khindt.......“
Angeregt durch diese Überlieferungen griffen der Marktoberdorfer Musikwissenschaftler Dr. Hermann Regner und der damalige Bezirksheimatpfleger Dr. Alfred Weitnauer die Idee zur Wiederbelebung des Alphornblasens im Allgäu auf. Herr Dr. Hermann Regner erwarb 1958 bei einer Fahrt in die Schweiz ein Alphorn in der Stimmung F . Luis Blank ein Musikant der Stadtkapelle Marktoberdorf übte sich in diesem Instrument und konnte Ostern 1958 auf dem “Grasgütlein bei Ettwiesen“ mit weichen, klaren urhaften Tönen die sich mit dem weichem Echo der umliegenden Waldungen vermischten, die Zuhörerschar verzaubern.Der damalige Volksmusikpfleger Michael Bredl nahm sich nun der Verbreitung des Alphorns im Allgäu an und konnte schon bald interessierte Bläser dafür gewinnen. Heute ist das Alphorn im Allgäu weit verbreitetund man zählt schon fast 100 Gruppen in den vier Allgäuer Landkreisen.
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